Arch Enemy und der Konzertfotograf
Der ein oder andere hat es bestimmt gelesen. Ein Fotograf, der gleichzeitig auch Anwalt ist, wurde von zukünftigen Arch Enemy Konzerten ausgeschlossen, weil er eine Urheberrechtsverletzung geltend machen wollte. Kurz zusammengefasst, ereignete sich folgende Situation:
Der Fotograf J. Salmeron stellte ein Foto von Alissa, der Sängerin von Arch Enemy auf seinem Instagram-Account ein. Alissa selbst re-postete das Foto unter Nennung des Namens, ohne jegliche andere Bezüge zum Foto. Jedoch re-postete dann auch Thunderball Clothing das Foto. Das Klamotten-Lable stellt quasi die Outfits von Alissa her. Und hier begann auch schon das „kleine“ Problem: Der Re-Post bezog sich nämlich nicht auf das Konzert, sondern Thunderball Clothing verwies mit dem Posting auf die Bekleidung, die Alissa auf dem Foto trug. Klassicher Fall von „Werbung“ mit einem Foto, welches nicht zu diesem Nutzungszweck bestimmt war.
Fotograf J schrieb nun zunächst Alissa an und das ganze zog sich dann bis zum Management von Arch Enemy. J. Salmeron forderte nun für die Verwendung des Fotos zu diesem Werbezweck 500 Euro, alternativ würde er auch von den 500 Euro absehen, wenn 100 Euro an eine Krebsgesellschaft in den Niederlanden gespendet werden. Aber damit begann das Ganze erst recht zu eskalieren.
Man hielt die Mail zunächst für Spam, entgegnete dann, dass die Mail von J im BCC an alle wichtigen Leute geschickt wurde. Schließlich schrieb man J, dass er nun auf künftigen Veranstaltungen von Arch Enemy nicht mehr erwünscht sei. Die Band selbst und wohl auch Management und das Klamotten-Label schienen bis dato noch nicht ganz verstanden zu haben, worum es eigentlich ging. In den Mails versuchten sich nun Band/Sängerin, Management und Designer zu rechtfertigen, dass das Bild keinesfalls urheberrechtlich falsch verwendet wurde. Sprich, es wurde zu keiner Zeit damit geworben. Schließlich gäbe es das „beworbene Outfit“ auch gar nicht zu kaufen.
Inzwischen wurden mehrere Stellungnahmen von Angela Gossow (Management), Marta Gabriel (Thunderball Clothing) und Arch Enemy bzw. Alissa White-Gluz. Leider änderten diese aber nichts an dem gewaltigen Shitstorm, der inzwischen über die Band hinweg brach. Immer wieder konnte man Kommentare lesen wie: „respektiert und bezahlt Fotografen!“ oder „Wie wäre es damit, das Copyright von Fotografen zu respektieren? Ihr wollt schließlich auch nicht, das jemand eure Songs ohne Bezahlung covert?“ Darüberhinaus forderten viele eine Entschuldigung von der Band bzw. Alissa und dem Management/Klamotten-Lable.
Concertvisions findet:
Man möchte sich nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn umgekehrt ein kleiner Bürger irgendwelches Material einer Band (egal ob Songs, Fotos usw.) in dieser Art und Weise verwendet hätte (Musik um einen Beitrag zu untermalen [der natürlich nur private Zwecke hat] oder ein Foto eines Bandfotografen für eine Familienwebseite)… da wären mit hoher Wahrscheinlichkeit mehrere Anwälte auf den Bürger/die Bürgerin losgegangen und hätten horrende Summen von mehreren 1.000 Euro gefordert. Umso beschämender ist es für einen Fotografen zu sehen, dass seine Arbeit einer Band (die ja nun nicht gerade am Hungertuch nagt), nicht einmal 500,00 Euro oder eben eine Spende in Höhe von 100,00 Euro Wert ist. Von den ganzen (unnötigen?) Diskussionen, die daraus entstanden sind, statt einfach einzusehen, dass man im Unrecht ist, mal ganz abgesehen.
Wer sich die Auseinandersetzung noch einmal im Original und diverse Berichte dazu ansehen will, der kann das unter nachfolgenden Links gerne tun:
– Petapixel: How I Got Banned from Photographing the Band Arch Enemy
– Arch Enemy ernten Shitstorm nach Urheberrechtsverletzung (Metal-Hammer)
– Statement Thunderball Clothing
– Statement Alissa White-Gluz
– Statement Angela Gossow
– Interview mit J. Salmeron